Der Landkreis Ludwigsburg hat bundesweit den höchsten Anteil an terrassierten Trockenmauersteillagen. Von rund 800 ha Trockenmauer-Weinbergen in Baden-Württemberg liegt fast die Hälfte, ca. 365 ha (!), im Landkreis Ludwigsburg.
Insbesondere die noch vorhandenen Terrassenweinberge an Neckar und Enz oder am Hohenasperg sind ein landschaftsprägendes Alleinstellungsmerkmal des Landkreises, das es zu erhalten gilt.
Neben der wichtigen Bedeutung dieser historischen Kulturlandschaft für die regionale Identität und den Tourismus haben die Trockenmauer-Terrassenweinberge auch einen hohen naturschutzfachlichen Wert. Die trockenwarmen Extremstandorte mit ihrem Strukturreichtum sind wichtige Lebensräume für zahlreiche seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, wie z.B. Mauereidechse (Podarcis muralis), Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum) oder Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria). Auf Grund ihrer hohen Lebensraumbedeutung haben die Trockenmauern in Baden-Württemberg einem besonderen Schutzstatus als gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in Verbindung mit § 33 des baden-württembergischen Naturschutzgesetzes (NatSchG).
Der Milzfarn (Asplenium ceterach), ein so genannter Streifenfarn, hat in Gemmrigheim seine nördliche Verbreitungsgrenze. Sehr häufig findet man diesen auf Kalkfelsinseln des Mittelmeeres (z.B. Losinj, Kroatien)
Die Bewirtschaftung der Terrassenweinberge ist mit einem hohen Arbeitsaufwand (1200-1500 Std./ha und Jahr im Vergleich zu 400-600 Std./ha in Normallagen) und dadurch sehr hohen Kosten verbunden. Die Nutzung der Weinbergterrassen ist heutzutage kaum noch rentabel, um von der körperlichen Fitness, die diese voraussetzt gar nicht zu sprechen. Dies hat zur Folge, dass zunehmend mehr Rebterrassen aufgegeben werden, verbuschen und die Trockenmauern verfallen.
Der einzigartigen, historisch gewachsenen und naturschutzfachlich bedeutsamen Kulturlandschaft der Terrassenweinberge droht damit der dauerhafte Verlust.
Um dies zu verhindern, gilt es durch eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure, wie Wengerter, Winzergenossenschaften, Kommunen, Tourismusverbänden, Naturschutzverbänden zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Für den LEV Ludwigsburg stellt die Erhaltung der Trockenmauer-Terrassenweinberge einen Aufgabenschwerpunkt dar.
Deshalb wurde 2021 vom damaligen Geschäftsführer, Dirk Hadtstein, ein Projektantrag zur Förderung der Wiederherstellung von Trockenmauern in naturschutzfachlich besonders bedeutsamen Gebieten bei der Umwelt- und Naturschutzstiftung der Kreissparkasse Ludwigsburg gestellt. Die Stiftung hat diesen und einen Folgeantrag genehmigt. Bis Ende 2024 sind so bereits 120 m² Ansichtsfläche saniert worden. Für 2025 bis 2027 sind weitere 100 m² Ansichtsfläche zur Sanierung im Keuperbergland im nördlichen Landkreis geplant.
Nach der Sanierung tummeln sich hier wieder Mauereidechsen, Mauerpfeffer und andere wärmeliebende Arten trockener Standorte. Außerdem können die Terrassen wieder leichter und ohne Hindernisse gepflegt werden. Seit Oktober 2022 hat der LEV 120 m² Ansichtsfläche in Landschaftspflegegebieten von Fachfirmen mit Geldern der KSK-Stiftung und des Landkreises sanieren lassen.